Barber Angels in St. Josef

Friseure, die Obdachlosen mehr als nur Frisuren schenken

Die Verdener Friseurin Dilek Güvenc gehört zum karitativ tätigen Verein Barber Angels Brotherhood. Mehrmals im Jahr schneidet sie Obdachlosen und Bedürftigen kostenlos die Haare.

Verden – Dilek Güvenc ist nicht nur Inhaberin eines Friseursalons in der Ostertorstraße, sie ist auch ein „Barber Angel“. Als Mitglied des karitativ tätigen Vereins Barber Angels Brotherhood schneidet sie Obdachlosen und Bedürftigen mehrmals im Jahr kostenlos die Haare. Am Sonnabend hatte sie ihren mobilen Friseursalon bei schönem Wetter vor dem Gemeindehaus St. Josef eingerichtet.

Angefangen als Barber Angel ist sie vor der Corona-Zeit in Bremen, jetzt tut sie in Verden Gutes. „Ich dachte, auch hier gibt es genug Bedürftige“, erzählt sie. „Auch Obdachlose brauchen ihre Würde, und ein Haarschnitt gehört dazu. Ich bin Friseurin und weiß, dass die Menschen hübsch und gepflegt aussehen wollen.“ Dilek Güvenc steht in engem Kontakt mit der Diakonie, die die Menschen auf die Termine für den kostenlosen Haarschnitt aufmerksam macht. Bislang ist sie die einzige Friseurin in Verden, die diese kostenlose Dienstleistung anbietet. Dilek Güvenc würde sich aber wünschen, dass noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen mitmachen. Sie selbst gehört den Barber Angels seit sechs Jahren an. „Wenn wir uns zu der Jahreshauptversammlung treffen, sind wir wie eine große Familie. Jeder ist an seinem Ort für die Menschen da“, erzählt sie. Die Barber Angels wurden 2016 vom Friseurmeister Claus Niedermaier in Biberach gegründet. Mittlerweile gibt es sie im ganzen Bundesgebiet. Vertreten sind sie auch in Österreich, Spanien, Norwegen, in den Niederlanden, in der Schweiz und seit 2022 sogar in Südamerika. Das Erkennungszeichen der Barber Angels ist ihre „Kutte“, eine schwarze Lederweste, benäht mit Vereinsemblemen. „Dieses Outfit soll zeigen, dass das hier kein Schickimicki ist und das Schamgefühl senken“, erklärt Dilek Güvenc.

Ihre erste Kundin an diesem Samstag, 6. April 2024, ist Marina Reinhold. Die 30-Jährige ist mit ihrem knapp 13 Jahre alten Sohn Leon-Luis gekommen. Sie nimmt das kostenlose Angebot regelmäßig wahr. „Ich bin in der Malerausbildung, vorher habe ich Geld vom Landkreis bekommen. Aber auch jetzt ist das Geld noch knapp, für den Friseur hat man da nichts übrig“, erzählt sie. Dilek Güvenc ist glücklich, dass die Gemeinde St. Josef ihr einen Ort zur Verfügung stellt, an dem sie ihre kostenlose Dienstleistung anbieten kann. „Ich bin sehr froh über diese Zusammenarbeit. Ich habe vorher schon an mehreren Stellen nachgefragt, aber keinen Platz bekommen“, bedauert sie. Für Kirchenvorsteher Eberhard Walther ist diese Unterstützung eine Selbstverständlichkeit. „Einer unserer Leitsätze lautet ,Wir begleiten und helfen im Leben, besonders den Armen und Benachteiligten', daher passt diese Aktion sehr gut und wir arbeiten regelmäßig mit Dilek zusammen“, sagt er. Zusätzlich zum Haarschnitt spendiert die Gemeinde St. Josef eine Tasse Kaffee und Würstchen. Verschiedene Unternehmen haben Haarprodukte und Drogerieartikel gespendet, die mitgenommen werden können.

Antje Haubrock-Kriedel